GRÜNE Fraktion vernetzt Akteur*innen, Bürger*innen und Expert*innen
PRESSEMITTEILLUNG
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Bürgerschaftsfraktion Lübeck
Ein Musikprojekt mit Teilnehmenden aus verschiedenen Kulturen, ein Chor für demenzkranke Menschen, der Bau eines mittelalterlichen Dorfes im strukturschwachen Stadtteil: das alles ist Soziokultur.
In den Probekellern, Improtheatern, Tanzworkshops, Schreibwerkstätten, Kreativgruppen setzen sich Menschen mit Mitteln der Kultur auseinander. Hier werden Talente gefördert und gesellschaftliche Diskurse geführt. Hier entstehen Trends und demokratische Bewegungen.
In einer öffentlichen Fraktionssitzung brachten grüne Kulturpolitiker*innen mit einem hochkarätigen Podium Akteur*innen und Bürger*innen zu diesem Thema zusammen, das noch viel zu oft unter dem Radar läuft.
Eine von ihnen war Birgit Stammberger vom Zentrum für kulturwissenschaftliche Forschung. „Kulturarbeit kommt aus der Praxis“, sagte sie. Sie ist nicht gewinnorientiert und „ein wichtiger Anker für die Region“.
In einer Zeit, in der rechte Tendenzen an Einfluss gewinnen, stärken sie soziale und kulturelle Diversität, sagte Isabel Kuczewski, die in Lübeck den Verein „Tontalente“ leitet. Sie und Kerrin Nagel vom Kulturhaus Wilster repräsentierten an diesem Abend soziokulturelle Projekte im Norden. Mehrere bekannte Künstler*innen und soziokulturelle Initiativen waren als weitere Gäste vertreten, etwa das Haus der Kulturen, der Kulturhorst und der Geschichtserlebnisraum “Roter Hahn”.
Aus Kiel war die parlamentarische Geschäftsführerin des Landtags und grüne Sprecherin für Kultur Uta Röpcke auf dem Podium. „Kulturorte, auch im ländlichen Raum, sind wichtige Begegnungsorte“, sagte sie.
Soziokultur lebt von der aktiven Teilhabe und Mitgestaltung aller Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder Bildung. Sie fördert ein vielfältiges, inklusives und solidarisches Miteinander. Soziokulturelle Einrichtungen schaffen Räume für Begegnung und Austausch, in denen demokratische Werte gelebt und gesellschaftliche Verantwortung übernommen werden. Soziokultur ist ein zentraler Baustein gelebter Demokratie und trägt aktiv zur Gestaltung der Gesellschaft bei.
Die Effekte dieser Arbeit sind sichtbar. „Ob ein Kind kulturell gefördert wird oder nicht, sieht man im Kernspintomografen. Kulturelle Bildung verändert die Hirnstrukturen", sagte ein Gast, der Neurochirurg ist. Jeder hier investierte Euro bringe mehrfachen Gewinn, er reduziere ganz konkret Armut und soziale Ungerechtigkeit.
„Mit Freude haben wir bei der Veröffentlichung des Kulturentwicklungsplans (KEP) festgestellt, dass zum ersten Mal in der Planung der städtischen Kultur auch die Soziokultur als geförderte Kultursparte benannt wird. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagt Karin Burakowski, Mitglied im Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege. „Der Kulturentwicklungsplan attestiert Lübeck aber eine völlig unzureichende Infrastruktur für Soziokultur. Hier gilt es nun anzusetzen und gezielt und nachhaltige Projekte, Träger und kulturelle Infrastruktur zu fördern.
Lübeck hat optimale Bedingungen, um eine echte Kulturstadt zu werden. Was fehlt, ist eine Struktur, die Chancen nutzt und bestehende Ressourcen stärkt und vernetzt. Als GRÜNE Fraktion möchten wir ein Verständnis dafür erzeugen, dass Soziokultur neben dem Bereich der Kultur auch im Sozialen und im Bereich der Bildung einwirkt und damit auch finanziell durch diese Bereiche gestützt werden sollte.”
Denn viele Projekte der Soziokultur kämpfen ums Überleben. „Unsere Arbeit ist sehr beliebt, gleichzeitig fehlt dramatisch Geld“, berichtete Isabel Kuczewski von „Tontalente“. „Wir haben immer Angst, ob wir unsere Leute halten können“. Es gibt Fördermittel im Land, Bund und auf europäischer Ebene. Das Problem: Viele von ihnen fördern ein Projekt nur, wenn auch die Kommune es institutionell, also dauerhaft fördert.
Lösungsansätze dafür stehen bereits im Kulturentwicklungsplan. Karin Burakowski weiter: “Wir brauchen eine stabile Basisförderung durch die Kommunen, um Fördermittel vom Land, von Bund, Europa und privaten Stiftungen zu akquirieren. Und wir brauchen Personal im Kulturbüro, das die Strukturen und ihre Vernetzung koordiniert und begleitet. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Gelder für diese Maßnahmen des KEP im Haushalt 2026 freigegeben werden.”
Anna Luther, Mitglied der Grünen Fraktion, ergänzt: “Soziokultur ist gelebte Demokratie und leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe. Sie fördert Vielfalt, Kreativität, soziale Gerechtigkeit und interkulturellen Austausch. Die größte Herausforderung für Akteur*innen und Initiativen bleibt aber die auskömmliche und planbare Finanzierung. Es bedarf daher einer breiteren politischen Verankerung und ressortübergreifender Strategien. Der Auftrag ist klar: Anerkennung, Sichtbarkeit und finanzielle Unterstützung der soziokulturellen Arbeit auf kommunaler, Landes- sowie Bundesebene. Als GRÜNE möchten wir uns dafür einsetzen. Wir bleiben für Euch dran.”